Amy Macdonald ist momentan in aller Munde. Ihre Songs laufen im Radio, sodass man sich ihr gar nicht entziehen könnte, selbst wenn man das aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen wollte. Wenn ich an das prall gefüllte Kölner E-Werk denke, den gestrigen Schauplatz zum Auftakt ihrer aktuellen Tour, beschleicht mich das Gefühl, dass man eigentlich am liebsten noch mehr von der Schottin hören und sehen mag.
Als Support hat Amy sich keinen Geringeren als Newton Faulkner mitgebracht. Der Name selbst mag hierzulande vielleicht erst mal nicht allzu bekannt sein, wohl aber seine Single „Dream Catch Me“. Und während der Tour mit Amy dürfte sich das Publikum freuen, nun auch ein Gesicht zum Song zu haben. Newton begeisterte mit seiner außergewöhnlichen Art, Gitarre zu spielen. Man hat das Gefühl, dass er das Instrument beherrscht wie kein anderer. Seine Stimme harmoniert unglaublich gut damit, und das Publikum amüsierte sich darüber, dass er jeden Song mit „this is a song“ und „here is another song“ ankündigte. Vor allem aber begeisterte er es, abgesehen von „Dream Catch Me“, mit einem Queen-Cover von „Bohemian Rhapsody“, das er strategisch gut gewählt zuletzt vortrug.
Als Amy Macdonald nach einer gefühlt recht langen Umbaupause dann auf die Bühne kam und direkt mit „Under Stars“ loslegte, kam Bewegung ins Publikum. Man tanzte und sang mit ihren Songs, hing an ihren Lippen, und man lachte, wenn sie erzählte. Und sie erzählte während ihrer Songs so viele Anekdoten und lachte ständig dabei, sodass man gar nicht anders konnte als selbst ständig zu lächeln. Und auch wenn ich ihre Musik liebe, so hätte ich es ihr nicht einmal übelgenommen, wenn sie den ganzen Abend nur geredet hätte. Denn ich liebe den schottischen Akzent einfach. Und der ist bei Amy ziemlich ausgeprägt.
Für mich die lustigste ihrer Geschichten des gestrigen Abends war die über Jogi Löw und die Nationalmannschaft. Nachdem sie ihrem deutschen Publikum erst einmal zum Thema Fußballweltmeisterschaft gratulierte, erzählte sie von dem Interview, in dem Jogi Löw gefragt wurde, wie er sich und die Mannschaft denn eigentlich auf ein Spiel vorbereite. „Indem wir Musik von Amy Macdonald hören“, soll er geantwortet haben. Herzlich lachend meinte Amy, dass Schottland einer Weltmeisterschaft wohl nie näher war als in diesem Moment.
Amy vereinnahmte mit ihrer herzlichen Art schnell das ganze Publikum. Sie bezog es oft mit ein, sprach einmal einen Mann an, der zu jeden ihrer Songs total ausgelassen tanzte, und bedankte sich für seinen Enthusiasmus. Je verrückter das Publikum, so Amy, desto besser die Geschichten, die sie und ihre Band sich nach einer Show backstage erzählen konnten.
Eine Spitze gegen den momentan amtierenden Präsidenten von Amerika konnte sie sich nicht verkneifen, und zwar als sie den Song „Rise & Fall“ ankündigte. In diesem Song geht es eigentlich um ihre Lieblingsserie „House Of Cards“ mit Kevin Spacey, der darin einen ganz furchtbaren Menschen verkörperte, der Präsident wurde. Man sollte meinen, so etwas könnte im realen Leben nicht passieren …
Dass ich bisher noch gar nicht wirklich vom musikalischen Inhalt erzählt habe, muss daran liegen, dass Amy selbst einfach auf ganzer Linie überzeugt und damit den Abend geprägt hat. Mit ihrer Art, ihrem schottischen Akzent und Charme. Und damit musste sie nichts ausgleichen, ganz in Gegenteil. Musikalisch war der Abend ein ebenso großer Erfolg, wie man ihn sich vorgestellt hatte. Von „Don’t Tell Me That It’s Over“, „Spark“, „Slow It Down“ über “Dream On” zu “Listen To The Music”, dem einzigen Cover des Abends.
Wenn ich entscheiden soll, welches mein persönliches Highlight des Abends war, kann ich mich gar nicht festlegen. Es gab mehrere Songs, die mich auf ihre eigene Weise berührt haben. „Youth Of Today“ sorgte bei mir für Gänsehaut. Ebenso wie „Never Too Late“, eine unglaublich gefühlvolle Ballade, bei der sie nur vom Klavier begleitet wurde. Aber auch „Poison Prince“, in dem so viel Energie steckt, und live noch viel mehr mitreißt. Und natürlich der Song aus ihrem Portfolio schlechthin, „This Is The Life“.
Der Abend mit Amy Macdonald hat einfach nur Spaß gemacht. Ich bin mehr denn je begeistert von ihrer kräftigen Stimme, und war total angetan von ihrer herzlichen und lustigen Art. Dieses Konzert war bestimmt nicht mein letztes von ihr.
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