Wie ich es in meiner Ankündigung ja schon erwähnt hatte, freute ich mich immens auf diesen Abend mit Apocalyptica im E-Werk Köln am 21.10.2015. Einerseits weil Apocalyptica in meinen Augen mit ihrem ihrem Cello-Rock einen ganz besonderen Status in der Metal- und Hardrockwelt inne hat. Andererseits aber auch, weil ich sehr gespannt war und mit eigenen Ohren hören wollte, ob da was dran ist an den teilweise sehr gespaltenen Kritiken zu ihrem Album „Shadowmaker“ aus 2015 und ihrer aktuellen gleichnamigen Tour.
Erstes zuerst: eingeheitzt wurde dem Publikum durch Tracer, einer dreiköpfigen Rockband aus Adelaide, Australien, bestehend aus Michael Brown (Gitarre, Lead Vocals), Jett Heysen Hicks (Bass) und Andre Wise (Schlagzeug). Und die machten ihren Job gut. Als Vorband hat man es ja selten leicht, aber Michael Brown ließ es dem Publikum nicht durchgehen, als es nicht gleich voll mit Stimme und Körpereinsatz mitgehen wollte. Aber richtig schwer hatten sie es nicht wirklich. Denn schließlich haben die drei richtig gut gerockt und Apocalypticas Publikum für die Dauer ihres Auftritts zu dem ihren gemacht.
Und dann kam, worauf man gewartet hatte: Eicca Toppinen, Perttu Kivilaakso und Paavo Lötjönen, jeweils mit ihren Violoncellos bewaffnet, sowie Drummer Mikko Sirén, und das Publikum wurde ohne wenn und aber sofort in die Apocalyptica-Welt abgeholt. Die drei Cellisten spielten ihre klassischen Instrumente mit einer unglaublichen Leidenschaft, ließen die Saiten mal schrill aufheulen, mal sanft seufzen. Man wird mitgerissen, hat mal Gänsehaut, mal den Drang lauthalt mitzurocken. Natürlich durften auch wunderschöne Balladen wie „Bittersweet“ nicht fehlen. Und wenn die drei Cellisten mit einem Äußeren, das eindeutig in die Metalszene passt, zu diesem Anlass dann wie brave Kammermusiker ganz andächtig auf ihren Stühlen sitzen, geht einem einfach das Herz auf.
Spätestens als Sänger Frankie Perez die Bühne betrat, konnte ich erahnen, womit der eingefleischte Apocalyptica-Fan vermutlich zu kämpfen hat. Frankie, Ex-Gitarrist von Scars on Broadway, ist seit 2015 und auf dem Album Shadowmaker fester Bestandteil von Apocalyptica und unterlegt jetzt so manchen Song mit seiner Stimmgewalt. Das macht er gut, gar keine Frage, trotzdem kam der eine oder andere nicht ganz freundliche Ruf aus dem Publikum. Die Rufe waren bestimmt nicht persönlich an ihn gerichtet, sondern wohl eher ein Protest gegen die Tatsache, dass die paar Songs, die er stimmlich begleitete, eindeutig anders klingen als man es von Apocalyptica gewohnt ist. Sie klingen irgendwie poppiger, und man hat das Gefühl, die heißgeliebten Celli bei den meisten dieser Songs kaum wahrzunehmen.
Natürlich wurden auch allseits geliebte Cover-Versionen gespielt, wie z.B. „Refuse/Resist“ von Sepultura, und natürlich spielten die drei Cellisten ihre Instrumente, als gäbe es kein Morgen mehr. Und Haare kreisten dabei rhythmisch im Takt, so wie man Apocalyptica eben kennt und liebt. Alles vor einer fantastischen Lichtshow. Und da Frankies Anteil am ganzen Konzert ja eher gering war, bin ich mir sicher, dass somit auch die absolut eingefleischten Apocalyptica-Fans besänftigt waren. Zumindest verlor man jeden Zweifel, wenn man sich das tobende Publikum ansah. Vor Begeisterung, versteht sich. Und begeistert musste man einfach sein, denn auf der Bühne hatte man fünf grandiose Musiker, die alles aus ihren Instrumenten und ihrer Stimme herausholten.
Ich persönlich fand das Konzert von Apocalyptica einfach wunderbar, wie erwartet. Und Eicca entließ uns am Ende mit einem Appell, der uns ein Lächeln ins Gesicht zauberte, und den ich hier nun sinngemäß übersetzen möchte:
„Gebt Acht auf euch und gebt Acht auf einander. Liebt einander, und liebt vor allem euch selbst!“
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