Kadavar in der Zeche Bochum – eine haarige Angelegenheit!

Wenn man mich fragt, was mir beim gestrigen Konzert von Kadavar in der Zeche Bochum besonders im Gedächtnis geblieben ist, dann würde ich antworten: „Haare! Haare überall!“ Und damit meine ich nicht nur Kadavar selbst, sondern auch die 3 Vorbands. Dieses war mein erstes Konzert, bei dem mir auffiel, dass alle Mitglieder aller Bands lange Haare trugen. Die natürlich in den richtigen Momenten flogen, so wie man es sich eben vorstellt.

Lange Haare alleine machen aber nun mal kein gutes Konzert, daher will ich mich mal dem gestrigen Abend selber und seinem musikalischen Inhalt widmen.

Wie eben schon erwähnt performten Kadavar sowie ganze 3 Vorbands: Horisont, Satan’s Satyrs und The Shrine. Den Anfang machten Horisont, eine 5-köpfige Rockband aus Schweden, die ich persönlich richtig gut fand, nachdem ich mich – recht schnell allerdings – an die mitunter recht schrille Stimme von Leadsänger Axel Söderberg gewöhnt hatte. Einordnen würde ich die Musik der Band in die Bandbreite 70er Jahre Retro / Psychadelic Rock. Außerdem war das die erste Band, bei der mir die Fotografenlimitierung auf 3 Lieder im Graben überhaupt nichts ausmachte: der erste Song Odyssey war ganze 10 Minuten lang, und für mich auch das absolute Highlight des Auftritts von Horisont.

Rein äußerlich ist auch die zweite Band Satan’s Satyrs aus den USA in die 70er Jahre einzuordnen. Musikalisch ist das nicht ganz so einfach. Garage Rock ist wohl ihr Genre, zumindest habe ich das irgendwo mal gelesen, was auch immer das bedeutet. Meinen Nerv haben Satan’s Satyrs  nicht wirklich getroffen, aber das bedeutet gar nichts. Ich habe mir sagen lassen, dass der schrammelige Sound und die irgendwie intergalaktische Stimme von Bassist und Sänger Clayton Burgess genau das ausmachen, was die Fans an ihrer Band schätzen.

Und schon ging es weiter mit The Shrine, ebenfalls aus den USA. Die Band selbst bezeichnet ihren Musik Stil als Psychodelic Violence, die 70er Jahre sind auch hier gar nicht so unpassend. Sie spielten Songs aus ihrem aktuellen Album „Rare Breed“, und ein Blick ins Publikum zeigte, dass man gar nicht nur wegen Kadavar in der Zeche war, sondern (auch) wegen The Shrine. Lieder wurden lauthalt mitgesungen und mit vollem Körpereinsatz unterstützt. Mit vollem Körpereinsatz war auch Gitarrist und Sänger Josh Landau bei der Sache, ein Magnet für die anwesenden Fotografen im Graben. Man scharte sich reihenweise vor ihm, um ihn in Action zu erwischen.

Der rote Faden des 70er Jahre Psychadelic Rock zog sich zu diesem Zeitpunkt ja bereits recht unbeirrt durch den Abend, und erreichte dann mit der deutschen (Stoner) Rockband Kadavar als Main Act seinen würdigen Höhepunkt. Der Auftakt war ein Block mit Songs aus dem neuen Album „Berlin“: „Lord of the Sky“, „Pale Blue Eyes“ und „Stolen Dreams“.  Der reichte bereits aus, um das rund 600-köpfige Publikum in einen absoluten Ausnahmezustand zu versetzen. Tiger trommelte auf seinem transparenten Schlagzeug als gäbe es kein Morgen mehr. Weniger extrovertiert waren Gitarrist und Sänger Christoph „Lupus“ Lindemann und Bassist Simon „Dragon” Bouteloup, auf ihre Weise aber nicht weniger mitreißend. Weiter ging es mit „Doomsday Machine“ und „Black Sun“ aus den beiden früheren Alben „Kadavar“ und „Abra Kadavar“. Das Publikum ließ sich treiben, und in den vordersten Reihen pogte man zu diesem Zeitpunkt bereits im Takt von Tigers Drums. Songs aus dem neuen Album überwogen an diesem Abend, nicht wirklich ungewöhnlich auf einer Tour kurz nach Album Release. So wurden unter anderem noch „Last Living Dinosaur“ und „The Old Man“ gespielt. Aber es wurde auch immer wieder Material aus den beiden anderen Alben zum Besten gegeben, eine wirklich gelungene Mischung.

Wirklich gelungen, zudem mitreißend und eindrucksvoll, war der ganze Abend. Ich freue mich, dabei gewesen zu sein.

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