Dass das Konzert von Xavier Rudd sehr tiefgründig werden und von recht esoterischer Natur sein würde, das war mir klar und genau darauf freute ich mich. Man erwartet von einem Künstler wie Xavier, dass man inspiriert wird, dass man tief fühlt und sich mit seinen Mitmenschen verbunden fühlt. Man will feinfühlige und lebendige Musik mit lebensbejahenden Lyrics hören. Auf einem Konzert des Australiers ist so etwas möglich. Und darum war ich gestern dort, genauso wie die Besucher der restlos ausverkauften Live Music Hall in Köln.
Den Auftakt machte Bobby Alu, Multiinstrumentalist aus Australien mit samoanischen Wurzeln. Bobbys Musik entführt seinen Zuhörer an einen Strand in der Abendsonne irgendwo in der Karibik. Der Australier mit der beeindruckenden Kopfwolle sitzt zwar mit seinen Instrumenten auf einer Bühne im kalten Deutschland, erwärmt aber dennoch die Herzen seiner Zuhörer. Zumindest die derer im vorderen Drittel der Halle. In den hinteren Reihen war der Geräuschpegel der Unterhaltungen dann doch recht hoch, wie das ja oft so ist bei den Supporting Acts. Ich fand, Bobby hat das Publikum ganz wunderbar auf Xavier eingestimmt. Und als er die Bühne verließ fing das Warten an.
Xavier Rudd ließ sein Publikum in der Tat länger als üblich auf sich warten. Und auch wenn man es auf einem Konzert dieser Art eigentlich nicht für möglich gehalten hätte, aber es tat sich tatsächlich ein wenig Unmut auf, wenn auch wirklich nur sehr vereinzelt. Und der sich natürlich in dem Moment verflüchtigte, als Xavier die Bühne betrat, barfuß und in Jeans-Latzhose, und von Liebe, Einheit und Freiheit sang. Darauf hatte man gewartet und sofort war das Lächeln in den Gesichtern wieder da. Ebenfalls wieder da war Bobby Alu, der den Auftritt am Schlagzeug begleitete. Komplettiert wurde das Trio von einem Mann am Keyboard, dessen Name im Applaus leider völlig unterging. Ich hoffe, er möge es mir verzeihen.
Ich war bereits vom ersten Moment an fasziniert, in dem Xavier solo im Streulichtpegel saß und „Solace“ mit mehreren Instrumente gleichzeitig vortrug. So bekam man direkt einen ziemlich guten Eindruck von seinem Multiinstrumentalismus. Gitarre, Stomp Box und Didgeridoo sind nur ein paar der Instrumente aus seinem Sammelsorium. Im weiteren Verlauf des Konzerts setzten sich besagte zwei Künstler an ihre Instrumente, um Xavier den Abend lang inmitten einer fantastischen Lichtshow zu begleiten. Reggae-, Soul- und Bluesklänge brachten Bewegung in das Publikum, manchmal ließ Xavier es auch Passagen für sich singen. Es war sehr offensichtlich, dass er in Deutschland eine große Fangemeinde hat. Die Tatsache, dass nicht nur in seiner Heimat Australien, sondern auch hierzulande die meisten Konzerte seiner Tour in ausverkauften Hallen stattfinden, sagt eigentlich schon alles. Ein Wir-Denken, das Gleichgewicht zwischen Mensch und Natur, spirituelle Energie, Freiheit und die Verbundenheit mit den Ahnen sind Themen, die er zum Inhalt seiner Musik macht. Und die am gestrigen Abend auch eine starke Präsenz einnahmen, so wie sie ganz offensichtlich eine große Präsenz in seinem privaten Leben haben. „Sacred“ ist mir vom gestrigen Abend in Erinnerung geblieben, quasi ein Plädoyer zum WIR. Dann waren da noch „While I’m Gone“, „Come People“ oder „Breeze“, um nur ein paar der ganz wunderbaren Songs zu nennen, mit denen uns der Abend verschönert wurde.
Nach jedem Song lächelte Xavier zufrieden. Er lässt einfach niemanden daran zweifeln, dass er mit sich selbst und seinem Leben im Reinen ist. Und er entlässt ein zutiefst berührtes, ebenfalls zufrieden lächelndes Publikum. Mission erfüllt!
Was mich anbelangt, ich kam zum Konzert als eine, die schon mal von Xavier Rudd gehört hatte und 2 – 3 Lieder von ihm kannte. Und ich ging absolut begeistert mit dem Entschluss, dieses nicht mein letztes Konzert von ihm gewesen sein zu lassen.
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