Lange Zeit war es recht still um Sarah Connor und man fragte sich, ob es sie musikalisch denn überhaupt noch gibt. Dann trifft sie eine Entscheidung, nämlich die auf deutsch zu singen, und plötzlich ist sie wieder da, und so präsent wie nie zuvor! Momentan ist sie mit ihrem neuen Album „Muttersprache“ auf Tour und füllt die ganz großen Hallen Deutschlands. So wie gestern Abend die restlos ausverkaufte König-Pilsener-Arena in Oberhausen.
Wie angekündigt machte Special Guest Grace Risch aus Berlin den Auftakt und präsentierte mit viel Gefühl Songs aus ihrer EP „Mücke“, unter anderem das gleichnamige „Mücke“ und „Alles Gold“. Völlig neu ist Grace in der Welt der Musik aber nicht. So veröffentlichte sie vor ein paar Jahren unter dem Namen Gretel das Album „The Big Bad Wolf and the 11 Lost Songs“ mit englischsprachigem Inhalt. Jetzt der Entschluss, ein neues Projekt unter dem eigenen Namen zu starten. Und auch hier finde ich, dass die Entscheidung auf deutsch zu singen eine äußerst gute war. Das tat sie gestern vor minimaler Kulisse, begleitet von Schlagzeug und Keyboard, und hinterließ ein berührtes Publikum.
Der Autakt zum Auftritt von Sarah Connor wurde hinter verschlossenem Vorhang gemacht, auf dem anfangs nur die Silhouetten der Musiker zu erkennen waren. Natürlich fiel der Vorhang nach ein paar wenigen Minuten auf spektakuläre Weise, und Sarah und Band legten direkt mit „Halt mich“, „Anorak“ und „Deutsches Liebeslied“ aus dem aktuellen Album „Mutersprache“ los. Sarah bereitete das Publikum gleich darauf vor, dass das Fallen des Vohangs bühnentechnisch das einzig Spektakuläre an dem Abend sein würde. Es würde keinen Glitzerregen und keine Pyrotechnik geben. Eigentlich sei ihre Bühnenshow einer so großen Halle nicht gewachsen, und sie zeigte sich selbst sehr überwältigt von der Tatsache, dass sie in so einer großen Halle spielen durfte. Ganz nebenbei möchte ich es natürlich gesagt wissen, dass das Fehlen von Glitzerregen und Pyrotechnik völlig unwichtig waren. Sarah und Band machten diese Tatsache mehr als wett, und außerdem war die Lichtshow ganz wunderbar.
Aus „Muttersprache“ erfreut sie ihr Publikum weiterhin unter anderem mit „Wenn du da bist“ und dem einzigen Lied aus dem Album, das nicht von Sarah sondern einer Freundin geschrieben wurde, „Meine Insel“. Dannn erinnerte sie uns daran, dass es auch eine Zeit vor der Muttersprache gab, in ihrem Fall eine Vatersprache. Und sie gab ein Medley aus alten Songs zum besten, unter anderem „Let’s get back to bed boy“, „Bounce“ und „From Zero to Hero“. Ich persönlich fand es gut, dass sie diese vergangene Zeit nur als Medley ankratzte und sie nicht mehr in den Vordergrund rückte. Ich kann natürlich nur für mich selber sprechen, aber ich glaube dass sie momentan mehr mit ihren deutschen Liedern begeistern kann. Wobei das wunderschöne „From Sarah With Love“ nach wie vor ein Ohrwurm ist, und man freute sich, dass sie diesen Song gestern Abend in Gänze und nicht nur als Teil eines Medleys präsentierte.
Mein absoluter Höhepunkt des gestrigen Abends war der Balladenblock, der aus „Das Leben ist schön“, „Wie geht glücklich“ und „Keiner ist wie du“ (ein Song von Gregor Meyle, dem sie sich beim Tauschkonzert angenommen hatte) bestand. Sarah kündigte diesen Block an mit den Worten „Ein gebrochenes Herz ist perfekt um Songs zu schreiben“. Sie und Jazz-Gitarrist Torsten Goods saßen hierfür auf der Verlängerung der Bühne, die ins Publikum hineinragte, und präsentierten diese drei sensationell schönen Balladen auf unsagbar gefühlvolle Weise. Ich bin mir sicher, dass ich nicht die einzige war die ab und zu Gänsehaut verspürte.
Natürlich durften auch „Bedingungslos“ und Sarahs Erfolgshit „Wie schön du bist“ nicht fehlen. Zu diesem Zeitpunkt stand auch das Publikum in den Rängen mit Sitzplätzen längst schon auf den Beinen und unterstützte tanzend und mit Stimmgewalt. Nur ungern wollte man Sarah schon gehen lassen und forderte noch eine Zugabe. Dieser Bitte kamen Sarah und Band natürlich liebend gern nach, unter anderem mit „Kommst du mit ihr“ und „Mein König“, das sie übrigens ihrem „König“ widmete.
Mit „Augen auf“ entließ Sarah dann letzten Endes ihr Publikum in die Nacht, meiner Meinung nach ein perfekter Abschluss für einen perfekten Abend mit unglaublich viel Tiefgang.
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