Für Lacrimosa war 2015 ein wichtiges und ereignisreiches Jahr. Das Musikprojekt um Wahl-Schweizer Tilo Wolff und Finnin Anne Nurmi feierte 25-jähriges Bestehen und erfreute die Fans mit dem neuen und 12. Studioalbum „Hoffnung“. Nach der großen Jubiläumstour im letzten Jahr ruhte man sich aber keinesfalls aus, sondern knüpfte 2016 direkt mit ihrer aktuellen Unterwelttour daran an.
Im Zuge dieser Tour gastierten sie am 24. Februar in der Live Music Hall in Köln, und brachten Special Guest Canterra aus Leipzig mit. Die 5-köpfige Melodic-Metalband um Frontfrau Korinna spielte eine abwechslungsreiche Setlist und bewegte sich dabei in den Genres Metal, Gothic und Rock. Mal dunkel, mal hart und laut, mal samtweich, und immer untermalt von Korinnas schöner, glasklarer Stimme. Mein absoluter Höhepunkt ihres Auftritts war die Ballade „My Heart“, ein Song der zumindest mein Herz getroffen hat. Für die Leipziger ist diese ihre allererste Tour seit ihrer Gründung 2011, und mit entsprechend viel Spaß und Enthusiasmus gingen sie an ihren Auftritt.
Dass man aber auch nach 25 Jahren in der dunklen Musikwelt sein Publikum noch völlig begeistern und mitreißen kann, daran lassen Lacrimosa niemanden zweifeln. Wenn überhaupt jemand daran gezweifelt hat. Denn auch wenn die Gothic-Szene seit Jahren eher stagniert, Lacrimosa haben nichts an Faszination verloren, spielen Konzerte auf der ganzen Welt und haben immer mal wieder ein neues Album im Gepäck. So wie es bei dieser Tour der Fall ist. „Hoffnung“ ist im November letzten Jahres erschienen, und die Fans konnten sich somit auf ein paar neue Stücke freuen, unter anderem „Kaleidoskop“, „Die unbekannte Farbe“ und „Der Kelch der Hoffnung“. Die Live Music Hall war nicht ausverkauft, und so war es angenehm luftig zwischen den einzelnen Besuchern. Die nutzten diesen Umstand, um zu tanzen und sich körperintensiv zu den dunklen Klängen zu bewegen. Gerade wenn Lacrimosa ältere Songs wie „Stolzes Herz“ oder „Lichtgestalt“ spielten, merkte man, dass vorwiegend alteingesessene Fans anwesend waren. Mal ganz davon abgesehen, dass man die Lyrics in- und auswendig kannte, so manches Lächeln und so mancher Gesichtsausdruck ließen darauf schließen, dass gerade Erinnerungen wach und Gedanken angekurbelt wurden. Oder man ließ sich einfach treiben, gab sich dem Gefühl der Musik hin, und machte sich frei von jeglichen Gedanken. Dieser Abend war ohnehin gespickt von ganz viel Emotion und Gefühl, sei es auf der Bühne oder davor. Die sechs Akteure bewegten sich in perfekter Langsamkeit und oft mit geschlossenen Augen. Man merkte, dass sie ihre Musik leben und es genießen, sie zu spielen. Und ohne Zweifel liebt das Publikum es, sie zu hören.
Für mich war dieser Abend melancholisch schön, eine Mischung aus Gefühl und Energie. Einfach ein großartiges Konzert einer großartigen Band.
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