Eluveitie & Epica – Zwei Headliner zum Preis von einem

Die niederländische Symphonic-Metal-Band Epica und das Schweizer Folk-Metal-Oktett Eluveitie traten im Rahmen ihrer Doppel-Headliner-Tour am 27.10.2015 in der Turbinenhalle 2 in Oberhausen auf. Mit dabei waren als Support noch die schwedischen Melodic-Deather von Scar Symmetry.

Scar Symmetry eröffneten den Abend zunächst mit einem interessanten Mix aus Melodic Death und Progressive Metal. Sehr positiv stachen die beiden Sänger Robert Karlsson und Lars Palmqvist hervor, die beide sowohl tiefe Shouts und Growls als auch klaren Gesang ablieferten. Die Turbohalle war bereits recht gut gefüllt, aber nicht ausverkauft, was sich vermutlich auf die chaotische Situation im öffentlichen Nahverkehr im Ruhrgebiet, ausgelöst durch den Stellwerkbrand in Mülheim, zurückführen ließ, der auch Grund dafür war, dass der Verfasser dieser Zeilen nur die letzten Lieder von Scar Symmetry mitbekam. Die Stimmung war den Auftritt über noch etwas verhalten, zum Abschluss wurde die Truppe dann aber mit ordentlichem Applaus verabschiedet.

Nach einer kurzen Umbaupause betraten dann die acht Frauen und Männer von Eluveitie die geräumige Bühne und legten mit „King“ vom aktuellen Erfolgsalbum „Origins“ einen fulminanten Auftakt hin. Die markanten kraftvollen Growls von Multitalent Christian „Chrigel“ Glanzmann, der auch am agilsten über die Bühne flitzte und neben dem Gesang auch Mandola und verschiedene Flöten bespielte, ließen die Trommelfelle regelrecht erzittern. Dudelsack, Drehleier und Fiedel sowie der hohe Gesang von Anna Murphy steuerten hingegen folkigere Klänge bei. Der Sound war für Turbinenhalle-Verhältnisse ziemlich gut und schön druckvoll abgemischt, so dass einem mitreißenden Auftritt von Eluveitie nichts mehr im Wege stand.
Kein Wunder also, dass die Stimmung im Publikum von Beginn an sehr gut war, was sich vor allem an den vielen Powerfäusten, die in die Lüfte gereckt wurden, erkennen ließ. Die Halle hatte sich derweil weiter gefüllt, es gab aber noch etwas freien Platz, den so mancher Besucher zum ausgelassenen Headbangen in Beschlag nahm, während vor der Bühne fleißig mitgeklatscht wurde.
Mit „Thousandfold“ und „Slanias Song“ ging es Schlag auf Schlag rasant weiter. Vor „Omnos“, dem nächsten gespielten Lied, setzte Fronter Christian zu einer etwas längeren Ansage an: „Wir sind seit eineinhalb Jahren mit der Origins-Tour unterwegs. Vor zwei Tagen sind wir aus Südafrika zurückgekommen und es fühlt sich gut an, wieder hier zu sein!“ Das sah man der gesamten Band, die mit viel Energie und Leidenschaft bei der Sache war, ganz klar an.
„Viele halten Schweizerdeutsch für abgefucked“, ergriff Anna vor „The Call Of The Mountains“ das Wort. Um diesen Eindruck zu revidieren, spielten Eluveitie diesen Song auf Schweizerdeutsch, bei dem das Publikum auch eine kleine Passage auf Schweizerdeutsch mitsingen sollte. Die Meute ließ sich nicht zwei Mal bitten und antworte mit einem lautstarken Chor aus vollen Kehlen.

Nach dem ersten stürmischen Drittel des Auftritts folgte eine ausgiebige Folksession, während der die Bandmitglieder auf Barhockern Platz nahmen und dem Publikum mit Songs wie „Hope“ oder „Memento“ einen hörenswerten Mix aus keltisch angehauchtem Liedgut ohne Gesang präsentierten. „In hunderten Interviews werden wir gefragt, was die größte Inspiration für unsere Musik ist“, setzte Christian an: „ Es ist die keltische Folklore. Die wollen wir mit euch teilen. Traditionelle Volksmusik ist vielleicht die älteste Musik der Welt. Aber sie ist noch mehr. Sie ist ein Lebensgefühl. Sie verändert sich, wird moderner, aber sie wird niemals aussterben.“

Im Anschluss an den ruhigeren zweiten Part gab es im dritten und damit letzten Teil noch einmal die volle Breitseite von Eluveitie zu hören. „A Rose For Epona“ begann ruhig, legte dann an Tempo zu, „Kingdom Come Undone“ überzeugte durch langgezogene Shouts und bei „Neverland“ forderte die Band sogar einen Circle Pit, der auch augenblicklich im Publikum entstand.

So langsam neigte sich der Auftritt auch schon dem Ende entgegen. Christian nutzte eine kleine Umstimmpause dazu, den Fans zu danken: „Eluveitie ist hier für Euch. Das ist verdammt noch mal Eure Bühne!“ Mit „Alesia“ endete die reguläre Spielzeit, doch die Zugabe-Rufe setzten unmittelbar nach dem Verhallen des letzten Taktes ein. Und so gab es noch den Publikumsliebling „Inis Mona“ als krönenden Abschluss des besten Eluveitie-Konzerts, das ich bis dato erleben durfte, zu hören. „Ihr seid der absolute Hammer Oberhausen“, ließ die Band das Publikum wissen. Jawoll, kann man so unterschreiben!

Nach einer weiteren Umbaupause ertönte schließlich das Intro „Originem“ und unter lautem Jubel betraten die Männer von Epica der Reihe nach die Bühne, ehe Simone Simons – Sängerin und optisches Aushängeschild der Band – folgte. Was dann passierte, kann mit Fug und Recht als Blitzstart bezeichnet werden, denn mit „The Second Stone“ vom aktuellen sechsten Album „The Quantum Enigma“ legten Epica direkt wuchtig los.
Zeit zum Ausruhen blieb kaum, da ein Stampfer den nächsten jagte. Besonders rund her ging es bei „Martyr of the Free Word“, ehe die Meute beim etwas gemächlicheren „Cry For The Moon“ ein wenig entspannen und Luftholen konnte. „Schön wieder in Deutschland zu sein“, ließ Simone das Publikum wissen, das sich augenscheinlich ebenfalls freute, dass Epica mal wieder im Ruhrgebiet vorbeischauten. Die Stimmung war prächtig und der Sound ebenfalls prima: Drums, Gitarren, Bass und vor allem die unnachahmlichen Shouts von Mark Jansen sorgten für die nötige Aggressivität im Klang, der Soprangesang von Simone, das Keybaord sowie einige epische Arrangements vom Band hingegen vollendeten den bombastischen Symphonic Metal von Epica. Die Bühne wurde darüber hinaus mit großen LED-Strahlern und hohen LED-Türmen beleuchtet und die Männer an den Saiten flitzten über die Bühne, während Simone lieber hier und da ihre rote Haarpracht kreisen ließ.

Die Songauswahl ließ auch kaum Wünsche offen. Neben neueren Stücke wie „Storm The Sorrow“ und „Victims Of Contingency“ wurde auch älteres Material wie beispielsweise das rund zehn Minuten lange Epos  „The Obsessive Devotion“ gespielt. Auch vom bereits 13 Jahre alten Debütalbum wurde das ein oder andere Lied, etwa „Sensorium“ oder „Phantom of Agony“, aufgeführt. Bei „Phantom Of Agony“, leider schon das letzte Stück der regulären Spielzeit, kam sogar ein Hauch Disco-Feeling auf, da die Bühne in Regenbogenfarben beleuchtet wurde und Simone vergnügt auf einem Podest in der Mitte der Bühne tanzte.

„Did you had fun”, will Sänger Mark am Ende noch wissen und erntet unmissverständlichen Jubel. Epica dankten den befreundeten Vorbands, ehe die Band bei einem Outro die Bühne verließ. Ohne Zugaben war an ein Aufhören allerdings nicht zu denken. Mit „Sancta Terra“, „Unchain Utopia“ und dem grandiosen Finale „Consign to Oblivion” spielten die Holländer dann auch gleich drei Zugaben.

Und so bleibt am Ende eines tollen Konzertabends eigentlich nur noch festzuhalten: Wer im Vorfeld unkte, dass Epica und Eluveitie nicht zusammen passen würden, wurde eines besseren belehrt. Beide Bands überzeugten durch ihren jeweils ganz eigenen Mix aus tiefen Growls und klarem Gesang und passten – trotz ihrer musikalischen Verschiedenheiten – doch sehr gut zusammen auf eine Bühne, nicht zuletzt weil beide Bands zu den Speerspitzen ihrer jeweiligen Genres zählen.

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